Es sollte eigentlich der entscheidende Wurf werden, der erste Sieg in der neue Saison, der erste Dreier in der neuen Liga. Doch es kam anders. Gegen den 1. FC Burg kassierte der BSC Hastedt ein schon fast historisches Debakel.

Halbzeitpfiff als Erlösung

Dabei hatte die Begegnung aus Hastedter Sicht gar nicht mal so schlecht angefangen. Schon in der sechsten Minute versenkte Roy Kanagarajah einen Freistoß im Netz von Burg-Keeper Dominik Bahrs. Doch bereits in der zehnten Minute war es vorbei mit der Hastedter Herrlichkeit: erst glich Julian Kubicek per Foulelfmeter für die Gäste aus, anschließend drehte John-Marvin Halstenberg die Partie zugunsten der Nord-Bremer (28. Minute). Als wäre das schon nicht schlimm genug erhöhte der 1. FC Burg in der 34. Minute sogar noch auf 1:3, doch der Torschütze war ein Hastedter: Seran Ceylan. Sein Eigentor war bereits sein Zweites innerhalb von 14 Tagen, womit der Titel „Pechvogel des Monats“ dann wohl auch endgültig vergeben wäre. Zwar konnte der BSC Hastedt nochmals in Person von Roy Kanagarajah per Foulelfmeter auf 2:3 verkürzen (36. Minute), trotzdem nahm der sich bereits andeutende Zerfall nun erst richtig Fahrt auf. Es folgten noch die Treffer von Sonan Alija (39. und 43. Minute), Alwin Huremovic (45. Minute) und erneut Julian Kubicek (45.+2 Minute), ehe Schiedsrichter Bastian Norden zur Halbzeit pfiff. Sieben Gegentore in der ersten Halbzeit, davon gleich vier nach der 39. Minute – sowas hatte es in einem Pflichtspiel der ersten Herrenmannschaft des BSC Hastedt noch nie gegeben. In der zweiten Hälfte schaltete Burg mindestens zwei Gänge runter, was die Gäste aufgrund der Hastedter Harmlosigkeit gefahrlos tun konnten. So kam es dass der zweite Durchgang im Vergleich zum spektakulären Ersten nur noch zwei Treffer zu bieten hatte: Juliano Barthel (73. Minute) und ein drittes Mal Sinan Alija (87. Minute) sorgten für den 2:9-Endstand.

Schock und Selbstkritik

Dieses Spiel ging an niemandem vom BSC Hastedt spurlos vorbei. „Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen, ich bin immer noch fix und fertig“, sagte Trainer Dennis Boss am Tag danach. „Nach dem ersten Gegentreffer war es, als ob jemand einen unsichtbaren Schalter bei meiner Mannschaft umgelegt hätte. Sie hat kaum noch etwas von meinen Vorgaben umgesetzt. Mindestens vier schwere Torwart-Fehler waren auch dabei, aber eigentlich war das ein kollektives Versagen der gesamten Mannschaft!“ Erschwerend kam noch hinzu dass sich der Coach zu Beginn der zweiten Hälfte selbst auch noch eine gelbe Karte einfing. „Da hatte ich wohl für den Schiedsrichter einen Verbesserungsvorschlag zu viel“, weshalb er das aktive Coaching anschließend auch weitestgehend einstellte und dies fortan seinem Assistenten Michael Grupka überließ. „Ich wollte nicht riskieren, nächste Woche gesperrt zu sein.“ Dann wartet auf den BSC Hastedt das Auswärtsspiel beim Mit-Bremen-Liga-Absteiger Habenhauser FV. „Das wird eine schwere Partie, da brauchen wir all unsere Kräfte“, so Boss.

Auch Hastedts Sportdirektor Manfred Feuerriegel sparte nach dem Spiel nicht an deutlichen Worten: „Nach einer kurzen starken Anfangsphase haben wir alles vermissen lassen, was ein Team ausmacht. Wer in den letzten elf Minuten einer ersten Halbzeit fünf Tore bekommt, attestiert sich selbst Fahrlässigkeit, Chaos und Unsortiertheit. Natürlich waren individuelle Fehler ausschlaggebend dafür, dass uns eine starke Mannschaft aus Bremen-Nord demontiert hat, dennoch haben wir auch in der zweiten Halbzeit wenige bis gar keine Anstalten gemacht ein wenig Ergebniskorrektur zu betreiben. So geht diese Niederlage, auch in dieser Höhe, völlig in Ordnung. Man sagt dann immer so schön: ‚Mund abwischen und weitermachen‘, doch das ist nach diesem Auftritt, sowohl im sportlichen als auch im taktischen Bereich, wahrlich leichter gesagt als getan. Die Spieler, aber ebenso das Trainerteam, müssen im nächsten Spiel gegen eine im Aufschwung befindliche Mannschaft aus Habenhausen, ein deutliches Zeichen setzen, dass mit dem BSC dennoch zu rechnen ist! Mein Wille, daran zu glauben, ist auch nach so einem Spiel ungebrochen!“

Hastedts Vorstandsvorsitzender Mehmet Kurt war auch schwer bedient: „Bei uns kommen so viele Dinge zusammen, die so bei keinem anderen Verein vorzufinden sind. Das wir es schwer haben werden war und ist uns allen bewusst. Aber nichtsdestotrotz ist das Spiel an sich nichts neues. In diesem Sommer haben sich hier fast 30 neue Spieler plus ein neues Trainerteam zusammengefunden, alles Leute die bereits sind diesen steinigen Weg mit uns gemeinsam zu gehen. Eine gewisse Einspielzeit ist der Mannschaft natürlich gegönnt, auch untereinander müssen die Jungs sich weiter zusammenfinden. Was die Ergebnisse angeht möchte ich feststellen dass zuletzt eine positive Entwicklung zu sehen war, zum Beispiel gegen Hasenbüren [2:2; Anm.]. Auch das Spiel in Weyhe [1:2; Anm.] war sehr couragiert und anständig. Damit kann ich sehr gut leben. Aber 2:9 zu verlieren ist in meinen Augen absolut nicht hinnehmbar! Das muss genauestens analysiert und entsprechende Maßnahmen eingeleitet werden! Ich erwarte von jedem Spieler eine gewisse Spielintelligenz. Soll heißen, wenn ich schon nicht gewinne, dann lass ich mich wenigstens nicht abschießen. Wenn ich hinten zu elft stehe, dann kassiere ich keine neun Tore! Manchmal hat man solche Tage, an denen einfach nichts klappt, aber dann schützt man sich und betreibt Schadensbegrenzung! Nach der zuletzt positiven Entwicklung ist dies ein ziemlich herber Rückschlag. Um eine Mannschaft zu werden muss das Team dieses Debakel verarbeiten und es das nächste Mal VIEL besser machen. Ich hoffe, dass dies ein Ausrutscher war und wir nicht nochmal solch ein Ergebnis erleben müssen.“

Statistiken

Torschützen

1:0 Roy Kanagarajah (6′), 1:1 Julian Kubicek (10′, Strafstoß), 1:2 John-Marvin Halstenberg (28′), 1:3 Seran Ceylan (34′, Eigentor), 2:3 Roy Kanagarajah (36′, Strafstoß), 2:4 Sinan Alija (39′), 2:5 Sinan Alija (43′), 2:6 Alwin Huremovic (45′), 2:7 Julian Kubicek (45’+2), 2:8 Juliano Barthel (73′), 2:9 Sinan Alija (87′).

Personal BSC Hastedt

Eingesetzte Spieler: Filip Wazny – Seran Ceylan, Cheikh Gueye (76′ Obinna Kenneth Ojukwu), Lamin Jallow (66′ Khalid Fathi), Hendrik Rupieper – Roy Kanagarajah, Semin Memedi ©, Suan Memedi (76′ Direnc Aslan), Jeremy Pacholski, Kevin Pfeiffer (76′ Karim Haidar) – Kevin Walker.
Nicht eingesetzte Reservespieler: Osman Ali Khalaf, Dajwar Almoustafa, Fullo Jallow.
Teamoffizielle: Dennis Boss (Trainer), Michael Grupka (Trainerassistent), Manfred Feuerriegel (Mannschaftsverantwortlicher), Benjamin Kollmann (Betreuer).

Personal 1. FC Burg

Eingesetzte Spieler: Dominik Bahrs – Tobias Behler (46′ Luc-Niclas Pohl) – Sergej Awik ©, Juliano Barthel, John-Marvin Halstenberg (64′ Denis Schumann), Alwin Huremovic, Turgay Kaptan (76′ Phil Greulich), Tim-Tobias Peterßen, Bilal Subasoglu (64′ Malte Randecker) – Sinan Alija, Julian Kubicek.
Nicht eingesetzte Reservespieler: Veyis Albayrak, Niklas Siedenburg.
Teamoffizielle: Sascha Steinbusch (Trainer, Mannschaftsverantwortlicher), Kai Stegemann (Trainerassistent).

Schiedsrichter

Hauptschiedsrichter: Bastian Norden (SG Aumund-Vegesack).
Schiedsrichter-Assistenten: Yannik Bahlau (Blumenthaler SV), Tobias Behnke (SG Aumund-Vegesack).

Gelbe Karten: Dennis Boss (46′, Unsportlichkeit, 1.), Suan Memedi (70′, Unsportlichkeit, 2.) – Tobias Behler (35′, Foulspiel, 1.).
Gelb-rote Karten: keine.
Rote Karten: keine.

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